001 Die Eiche

Stumm steht sie da, die alte Eiche,
sie ist gar 150 Jahr.
Stolz und herrschaftlich an ihrem Platze,
groß und wunderbar.
Gesehen hat sie so viele Herren,
jeder sich so wichtig fand.
Sie kamen und sie sind gegangen,
die alte Eiche da nur stand.
Was hatten all die Herren für Pläne,
ach; wenn die Eich’ erzählen könnt.
Das ganze Zanken und Gestöhne
geht stets vorbei, verweht vom Wind.
Die Eiche wird sie nie verraten
die Geschichten, die sie gesehen.
So steht sie da, ganz ruhig, stets wartend,
was wird als nächstes wohl geschehen?
Wenn stumme Zeitzeugen könnten berichten,
wie sich’s verhielt, was wirklich geschah.
Lügen enttarnt, so viele falsche Geschichten,
die man uns erzählen will, so wenig wahr.
Nichts wert sind Sucht und Geld und Macht,
sie sind die Geißeln der Erde seit jeher.
Die Eiche nur darüber lacht,
sie macht sich’s leicht, der Mensch macht sich’s schwer.

1999

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002 Theaterbesuch

Sie stehen vor dem Spiegel:
ein letztes Zurechtrücken der Garderobe,
das Auffüllen der Brieftasche,
der eilige Gang zur Garage,
starten des Wagens,
schnelles losfahren, quietschen der Reifen,
drei Straßenecken weiter, Parkplätze knapp,
doch da noch eine Lücke - schnell hinein,
viele Menschen strömen zu diesem Haus,
rausgeputzt, aufgetakelt, fein gemacht,
man plaudert, aber bitte nur hochdeutsch,
eine vornehme Welt, ein Aperitif,
die Plätze werden eingenommen,
in drei Akten wird genossen,
was der Regisseur ausgeheckt,
dazwischen das Wichtigste:
Sehen und gesehen werden.
Die Pausen eigentlicher Grund des Kommens,
der Abend geht zur Neige, schnell zurück,
heimwärts geht’s, vier Stunden des Erlebens vorbei,
hast du gesehen, der hat gesagt, wie die aussah,
toller Abend, das müsste man viel öfter erleben,
aber wir müssen sparen, das Haus, die Kredite,
so wenig Einkommen, Alimente?
Solch ein Glück, na, wenn die andern wüssten,
doch dem ist nicht so!

Juni 1992 

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003 Schweineerlebnis

Ein Schwein lief über einen Steg,
es fand, was für ein schmaler Weg.

Da hat’s gekracht, und es lag im Bach.
So schwamm es. Wie es da so schwamm,
kam es zu einem flachen Damm.

Auf dem Damm, da stand ‘ne Sau.
„Was für ‘ne fesche Schweinefrau.“

Die Frau wollt’ es sich holen.
So rappelt’s sich nach oben.

Nun war das Schwein am rechten Ort,
doch die Sau war längst schon fort.

Ganz traurig stürzt das Schwein
sich in die Fluten wieder rein.

Am Ufer sah es jetzt die Sau,
es schimpft und stöhnt: „Ach, werd’ doch meine Frau!“

Die Sau verschwindet im Geäst,
weil sie sich nicht
von jedem Schwein anmachen lässt.

Viele Tage später zum Sommerschweineball
trafen sie sich wieder, was für ein Zufall.

So tanzten sie zusammen den Schweinewalzer,
aßen Sauerkraut und Salzer.

Sie tranken viele Flaschen Wein,
dann auf einmal sagt die Sau:
„Ich liebe dich, du, mein Schwein.“

Beim zweiten Anlauf war’s geschehen,
ach, Schwein sein ist so schön.

August 1992

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004 Modern Rumpel

Ach wie gut, dass keiner weiß,
was ich denke, wie ich heiß.
Zu dem angestrebten Preis braucht es Fleiß.

Doch, das ist es nicht allein,
willst du der Gewinner sein.
Setze deine Karten klug,
brennt die Luft, dann nimm den Hut.

Ach wie gut, dass keiner ahnt,
welchen Weg man wirklich plant.
Wie man es erreichen will,
das so unbekannte Ziel.

So lange, wie man’s braucht, ist man Freund,
bekennt sich auch.
Wenn man selber laufen kann,
trennt man sich vom Fördermann.

Ach, wie gut, das bleibt verborgen,
unser Plan für Übermorgen.
Wir planen insgeheim
unser Glück für uns allein.

Erst, wenn das Finale kommt,
ziehen wir die Trümpfe prompt.
Aus Freunden über Nacht
werden Gegenparts gemacht.

Doch wer weiß das schon vorher,
täuschen kann sich jeder schwer.
Ach, wie schad’, dass Rumpel verpasst,
wie sich unsere Menschheit hasst.

Hat er doch schon vorgehüpft,
wie man Hass mit Freundschaft knüpft.
Zu einem Rumpel werden heute
schon die unscheinbarsten Leute.

Auch wenn das Feuer fehlt,
„Rumpel-Stil“ wird heut’ belohnt.

1997

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005 Wie es ist

Es ist so leicht, sich anzusehen,
so schwer, sich zu verstehen.
Es ist so leicht, sich zu verdrücken,
so schwer, sich lieb zu drücken.
Es ist so leicht, groß anzugeben,
so schwer, was für den anderen zu geben.
Es ist so leicht, nach Geld zu gaffen,
so schwer, es ehrlich zu beschaffen.
Es ist so leicht, über den Dingen zu stehen,
so schwer ein Dankeschön.
Es ist so leicht mit der Fassade,
so schwer ein bisschen Gnade.

Die richtige Seite stets zu treffen,
ist wahrlich gar nicht leicht.
Ab heute wollen wir nicht mehr bluffen,
jetzt wird die Hand gereicht.

Denn es ist leicht, sich zu verkleiden,
doch besser ist’s, normal zu bleiben.


Oktober 1991

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006 Rätsel

Viele Eigenschaften, phänomenal,
der Erfinder war genial.

Doch ist’s zuweilen unbeliebt,
wenn es an den Fingern klebt.

Fällt es runter ungekocht,
geht es einem auf den Docht.

Schmiert es erst so richtig rum,
nehmen wir es ihm ganz krumm.

Gelber Kern und weißer Frack,
gekocht stinkt es nach Ammoniak.

Unfähig, ein Ball zu sein,
oval schaut es ewig drein.

Du sollst nur drei pro Woche essen,
sonst kannst du deinen Cholesterinspiegel vergessen.

Willst du es in die Soße schlagen,
geht’s der Schale an den Kragen.

Wenn man es mal suchen lässt,
unterstützt’s ein Frühlingsfest.

Ganz vorsichtig wird’s gelegt,
wenn ein Huhn in Hocke geht.

Selbige können aus ihm schlüpfen,
wenn die Eltern ruhig drauf sitzen
und nicht so hüpfen.

Des Rätsels Lösung kommt herbei,
es handelt sich ums liebe Ei.

Und wisst, es soll auch Menschen geben,
die wie dieses Oval leben,

die manchmal schmieren oder so kleben.
Wir trösten sie, heut’ wird ihnen vergeben.

1992

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007 Die zwei Seiten der Welt

Die Welt, sie ist total gespalten -
in zwei verschiedene Gewalten.

Ob arm, ob reich,
ob kalt, ob heiß,
ob schwarz, ob weiß,
ob stark, ob schwach.

Gäbe es nicht solche Unterschiede,
wär’ dann wirklich für immer Friede?

Ob oben, ob unten,
ob Macht oder nicht,
ob Geld oder Peanuts,
ob Sieg oder Verlust.

Gegensätze prägen unser Sein,
meist pendeln sie sich vage ein.

Wird arm mal reich,
wird schwach mal stark,
wird nichts die Macht,
wird Tag zur Nacht.

Dann heißt der Übergang stets Kampf,
festhalten an der Macht wird Krampf.

1997

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008 Probleme

Manchmal ist es ein Problem,
sich so richtig zu entscheiden
und sich vor jemanden vorzusehen,
fragt man sich, kann ich den leiden?

Steht im Mittelpunkt herum,
weil er muss.
Schaut er sich nach hinten um,
tut er’s mit Verdruss.

Steine bringt er oft ins Rollen,
schreibt Geschichte jetzt.
Da dies auch die anderen wollen,
denkt er, doch verschätzt.

Macht auf Kumpel, doch als Boss,
tue es lieber nicht,
verstrickst dich schnell,
bis du daran zerbrichst.

Einer, der so gerne gibt seine letzte Kraft
und beherzt seinen Job auch liebt,
hat es eher geschafft.

Immer ducken, buckeln, bücken
bringt den Tag herbei.
Es geht nichts mehr ohne Krücken,
hilflos wie ein Ei.

Lieber einmal zurückstecken
und zweimal nachdenken,
als gewaltig auf die Nase zu fallen.

1992 

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009 Nachmittag

Es ist ein ganz normaler Nachmittag, die Kinder kommen aus der Schule, die Omas kaufen die Abendzeitung, die S-Bahnen sind gerammelt voll. Es klingelt das Telefon: Das könnte die Tante sein, oder es ist der Kumpel aus der Nachbarschaft, vielleicht auch nur verwählt? Der Hörer wird abgenommen: „Schön, dass ich dich erreiche! Kauf bitte noch dies und das, sag’ Frau Meyer Bescheid, dass ich später komme, und bring’ den Müll runter.“ Der Hörer knallt auf den Apparat. „Warum bin ich nur rangegangen?“ - Unterwegs kurz vor dem Café. Es schlägt wie ein Blitz ein. Zwei dunkle Augen schauen in zwei blaue. Das dunkelbraune Haar wird nur langsam vom Wind bewegt. Niemand traut sich ein Wort zu sagen. Das ganze Drumherum wird vergessen. Da sind nur noch diese Augen und irgendein unbekanntes Kribbeln. Der Mundwinkel zuckt leicht. Es soll ein Wort geboren werden. Doch dazu kommt es nicht. Ein Auto hupt, die Ruhe wird gestört. Es gibt noch eine Chance. Schon tritt aller Trubel wieder aus dem kleinen Kreis. Das Kribbeln wird stärker, die Augen immer größer. Dann ein leichtes Zwinkern, die Stille bleibt erhalten. Leicht neigen sich die Köpfe zur Seite, tiefer und tiefer wird der Blick. Röte steigt in die Gesichter, der Puls steigt, die Halsschlagader bebt. Da wird sie von jemandem angerempelt. Der Blick streift ab. Kurze Verschnaufpause oder das Ende einer verlorenen, ohne auf Rettung zu hoffenden Chance? Der Blick wird noch einmal kurz aufgenommen, wie zum Abschied. Beide wissen, dass es kein Wiedersehen gibt, doch es fällt kein Wort. Ein Bus fährt ein. Sie steigt ein. Ganz hinten steht sie, bis sich die Augen verlieren. Als der Blick verflogen war, kauft er noch schnell dies und das. Wie benebelt geht er heim und sitzt den ganzen Tag verträumt in seinem Zimmer. Das war ein ganz normaler Nachmittag für die Kinder, für die Omas, Pendler, aber nicht für ihn. Noch lange wird dieser sonderbare, eindrucksvolle Nachmittag in seinem Leben haften, wie ein Traum, der Wirklichkeit war, aber doch so fern, und immer stellt er sich die Frage: „Warum hab’ ich sie nicht angesprochen?“

1992

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010 Nachdenken über das Leben

Wer hat nicht schon einmal
über sein Leben nachgedacht.
Über sein Leben, über die Liebe,
über seine Freunde,
über den Job, über den täglichen Stress.
Warum tun wir uns das eigentlich alles an?
Weil wir uns wohlfühlen wollen.
Weil wir nicht allein sein wollen.
Weil wir etwas darstellen wollen.
Weil wir leben wollen.
Doch wer macht es richtig?
Der, der alles super ernst nimmt und sich zermürbt.
Der coole Typ, der alles auf sich zukommen lässt.
Der Schleimige,
der sich immer den Gegebenheiten anpasst.
Der, der sich herausstellt
und alle anderen schlecht macht.
Der Liebe, Nette, der viel zu gutmütig ist.
Wer masst sich an, diese Frage zu beantworten?
Die Eltern, die ihrem Zögling nur das Beste geben.
Die Lehrer, die ihr Weltbild übertragen wollen.
Die Ausbilder, die zeigen, wo es lang gehen soll.
Die Betroffenen lieber selbst?
In bestimmten Abständen
kommt jeder zu einem Wendepunkt.
Niemand nimmt ihm hier
die Last der Entscheidung ab.
Aber da sind viele Faktoren, die ihn beeinflussen.
Das Fernsehen, das Gewalt,
Tod und Katastrophen verherrlicht.
Das Magazin,
das jede Woche neue Lügen verbreitet.
Das Väterchen Staat,
das seine Schäfchen zu lenken sucht.
Das Leben selbst,
das manchmal seltsame Wege beschreitet.
Niemand kann das richtige Rezept geben.

Kein Wissenschaftler, der Fördermittel verforscht.
Kein Politiker,
der Blasen von sich gibt und Diäten einsteckt.

Kein Arzt, der dir teure Heilmittelchen verschreibt.
Kein Wahrsager,
der dich mit Prognosen verunsichert.
Kein Chef, der dich dorthin lobt,
wo er dich hinhaben will.
Glück ist, wenn du einen Freund oder Partner hast.
Einer, der dich wirklich kennt.
Einer, der weiß,
wo deine Stärken und Schwächen liegen.
Einer, der es ehrlich mit dir meint.
Einer, der dich aufrichtig liebt.
Frag ihn, denn er meint es gut mit dir.
Aber meint er es wirklich ehrlich?
Ohne Euphorie musst du ihn sehen.
Ohne eine rosarote Brille vor den Augen.
Ohne äußere Beeinflussung,
das Gefühl muss aus dem Bauch kommen.
Dieses Gefühl hast du bis heut noch nicht gespürt?
Dann fang sofort an, es zu lernen.
Dann frag deinen Partner Dinge,
die du nie zu fragen wagtest.
Dann sag ihm ehrlich, was du über ihn denkst.
Dann sprich dich richtig mit ihm aus.

Du wirst sehen!
Wie sich eure Beziehung verändert.
Wie ihr zusammenwachst.
Wie der eine fühlt, was der andere denkt.

DAS IST DAS LEBEN UND DAS MÜSSEN WIR ERKENNEN!

Oktober 1992 

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011 Machen wir alles richtig

Die eine Seite

Ein Mann, der an der Flasche hängt,
leichte Mädchen werden bedrängt.
Kinder schmutzig und allein,
Babys, die nach Nahrung schreien.
Diebe, die nach Opfern stieren,
Menschen den Verstand verlieren,
kalte Herzen, viele Schmerzen.

Die andere Seite

Häuschen, Garten, das muss sein,
alles rein und superfein,
satt und wohlgenährt
man in schicken Wagen fährt,
Schickimicki trallala,
Leben ist so wunderbar,
was soll es auch andres geben.
Nicht für sie,
sie wollen leben.

Die große Pleite

Wohlstand wohl der eine hat,
gibt dem andren gar nichts ab,
lebt er in der schönen Welt,
hat er auch genügend Geld.
Hilferufe schnell verdrängt,
Strafe dem, der was verschenkt.
Der ist auf der falschen Seite,
sein Leben eine Pleite.

September 1991 

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012 Das Leben ist nicht immer einfach


Das Leben schreibt Geschichten
und drüber zu berichten,
das ist nicht immer sinnvoll, nein,
denn immer ist nicht Sonnenschein.
Aber müssen wir immer nur Gutes hören,
sicher nicht, wo sich doch nicht nur
die netten Geschichten vermehren.
Schalten wir die Flimmerkiste an,
sind meist mehr schlechte als gute Themen dran.

In jeder Sache ist der Sinn schon drin
Fehler macht ein jeder mal.
Fehler sind des Lebens Qual.
Fehler sind so leicht gemacht,
später drüber nachgedacht ...
... willst du, dass man dir verzeiht,
deine ausgelebte Eitelkeit.
Lass mich bitte nicht links liegen,
denn wird das Thema ausgeschwiegen,
kann ein Krieg vom Zaune brechen,
also lasst uns drüber sprechen.
Der erste Weg sollte immer sein,
die Streitenden gehen aufeinander ein.
Schwiegertöchter, Schwiegereltern,
das ist des Lebens größter Test.
Nach einem heiteren Hochzeitsfest
wird bald das Nervenkostüm stark gestresst.
So einfach könnte vieles sein,
wäre da nicht das Schwiegertöchterlein.
Sie will so gar nicht, was die Schwiegereltern wollen.
Sie hat ihren eigenen Kopf.
So passt sie unter keinen Topf.
Sie setzt sich durch, die Eltern grausen,
sie könnte doch so schlau sein.
Dann ist da noch der arme Sohn,
zu bedauern ist er schon.
Geschichten die das Leben schreibt,
die schreiben eigentlich wir selbst.
Geschichten sind auf jeden Fall,
jede für sich einfach genial.
In jeder steckt ’ne Lehre drin,
das Leben hat schon einen Sinn.

Oktober 1996

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013 Lebensansicht

Punkte wird es immer geben,
die in deinem schnellen Leben
die Stimmung senken und auch heben.

Du musst wissen, was du willst,
die Richtung musst du zeigen,
dabei sei sehr vielseitig und aktiv,
lass dich vom Leben treiben.

Denke stets darüber nach,
bringt es dir einen Erfolg,
niemals tu etwas mit Ach und Krach.
Denken, das ist eine Macht.

Erst durch den Kopf muss jedes Stück,
was im Leben zählt.
Findest du das große Glück,
nimm es an, es wird für dich gewählt.

Leben heißt auch geben,
auch mal „über“ kann schon sein.
Ja, das Leben ist so „eben“,
du musst sein Gestalter sein.

September 1991 

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014 Igelgeschichte

Igel Olli eilte über’n Hof und dachte:
„Ick loof und loof, anstatt ick mir’n Auto koof,
wat bin ick doof.“ Er kam zu ‘ner Wiese und dachte:
„Ick loof und loof, wat bin ick doof, wat is det mies,
den Wagen diesen, könnt ick mir einfach leasen.“
Der Igel legte sich flach und dachte:
„Mensch, hätt’ ick so ‘nen Wagen ach,
dann liefen mir gleich
über Nacht, alle Igelinnen nach!“
So trat er weg und träumte:
„Ein Auto nur zu diesem Zweck
und in meinem Igelgeheimversteck
ick sie deck.“
Da ward der Igel wach und dachte:
„Meen Konto ist is ja völlig leer,
Kredite seh’ ick nimmer mehr.“
Das schmerzt ein Igelherz schon sehr.
Der Igel über’ n Hof nun ging und dachte:
„Loof ick weiter, schönet Ding, ach wie unattraktiv ick
für Igelinnen bin.“
Selbstmordgedanken schon im Sinn.
Am Tag darauf traf er die Polly und die dachte:
„Mein lieber Scholli, den kleinen Igel Olli,
den mag ick ganz schön dolli.“

So kam es dann:
Er wurde schnell ihr Igelmann und er dachte:
„Auch ohne Kohle dann und wann,
kommt ein kleiner
Igel Olli-Mann bei Igelinnen an.“

1992

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015 Das Grubenunglück

In einer feuchten Sommernacht
hat Klobi sich was ausgedacht.
Deshalb ist er losgegangen
in die Wüste weit und trocken,
eine Schlange sich zu fangen.
Seine Frau, die wollt’ er schocken.
Denn die ist ein harter Brocken,
aus der Bude nicht zu locken.
„Mit einer Kobra, jung und frisch,
lock’ ich sie vom Küchentisch.“
Am besten in den Wintergarten,
dort soll es sie erwarten.
Keine Zeit lässt er verstreichen,
lässt die Schlange gleich so schleichen.
Denn zu seiner Frau Verderben,
heute soll die Alte sterben.
Sie wird auch prompt gebissen.
Der Mann hat kein Gewissen.
Schreiend läuft sie aus dem Haus,
dann ist es für sie aus.
Sie fällt in eine tiefe Grube,
ihr Schicksal ist so derb.
Klobi sitzt in seiner Stube
und trinkt Champagner herb.
Besoffen geht er vor das Haus.
Die Kobra schnappt, für ihn ist’s aus.
„Wer anderen eine Grube gräbt, groß und fein,
hat Pech gehabt, fällt selber auch mit rein,
verliert so Fleisch und Bein.“

1990

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016 Gestern

Gestern
war mein Leben das schönste auf der Welt.

Gestern
ist nun schon 6 Monate her.

Gestern
war ich der glücklichste Mensch,
ich war so verliebt
und dann

diese Nacht, du hast mir so wehgetan,
du hast mir gesagt, dass du mich nicht mehr liebst,
es sei alles vorbei.

Heute
lebe ich und weiß nicht wofür,
ich habe jeden Halt verloren.

Heute
scheint die Sonne für mich mit kalten Strahlen.

Heute
stelle ich mir immer wieder die Frage

WARUM??

März 1991

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017 Eskimo

Im Eis da stand ein Eskimo.
Er starrte auf sein Iglu.
Wie wird’ ich meines Lebens froh,
wie mach ich nur mein Iglu zu.

Der Häuptling „Hohe Rippe“,
ein High-School-Absolvent,
als Chef der ganzen Sippe,
bestimmt ‘ne Lösung kennt.

Da ging der Eskimo,
er bat um Audienz.
„Mensch, Rippchen, sei nicht so,
und hilf mir armen Mensch.“

Der Rippe griff zum Wälzer,
er blätterte gediegen.
Er stoppte ab bei Hölzer,
hier muss die Lösung liegen.

Da waren Konstruktionen,
ganz groß und unbekannt.
Die werden sich nicht lohnen
für eine Igluwand.

Der Rippe kratzt sich an der Feder,
er kommt zu dem Entschluss,
ein Vorhang ganz aus Leder,
einen Eisbären, du schießen musst.

Zum Eisloch ging der Eskimo,
dort saß der Eisbär rum.
„Hab ich ein Glück oho,
jetzt schieße ich dich um.“

Doch der Eisbär, er tat ihm leid,
er lud ihn zu sich ein.
„Mit deinem großen weißen Leib,
kannst du mein Türvorsteher sein.“

Dort lag er nun vor der Tür
auf seinem dicken Bauch.
Die Tür war zu, er wollt nur Fisch dafür.
Der Eskimo in seinem Glück gab ihm diesen auch.

März 1993 

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018 Erkenntnis

Erkenntnis

Manche sprechen, manche nicht,
manche tratschen über dich,
manche sind so überdreht,
manche wissen nicht, wo der Kopf ihnen steht.
Manche fasten,
manche rasten,
manche trinken gern mal einen,
manche lassen’s lieber sein.
Manche sind schnell ausgerastet,
manche sind nicht ausgelastet.

Doch einmal sind sie alle gleich,
kommen oder gehen ins Erdenreich.

Nur meistens will das Keiner wissen,
das Leben ist schon ungerecht,
bei allen schönen Wohlgenüssen,
es wird geblecht.

September 1991

ICH UND DU

Ich bin ICH, und du in mir bist ICH.
Ob ICH nun gerade Du oder ICH bin,
ist von der Situation abhängig.
Doch umso mehr ICH wie DU bin,
bist DU auch wie ICH.
So könnte ICH mehr DU als ICH sein.
Wenn mir das gelingt, bin ICH mehr als auf dieser Welt.
Das ICH ist stark weltlich beeinflusst.
Es muss sich immer wieder auf das DU,
was auch ICH ist, besinnen.
Oder es erinnert mich das DU an das, was ICH ist.
So wird aus DU und ICH - WIR.

1997

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019 Dracula

Er ging auf Sohlen, leisen,
nachts war er auf Reisen.
Sein Ziel: das Beißen,
Dracula hat er geheißen.

Hat einer einen Biss bekommen,
ward er zuerst benommen,
wieder zu sich selbst gekommen,
war er in der Beißerwelt aufgenommen.

Auf ihren Unternehmungen
haben sie Opfer eng umschlungen,
vor allem Mädchen, jungen,
haben sie ihr Menschsein abgerungen.

So wollten sie alle erlösen,
die Menschen vom Rumdösen
mit äußerst ominösen
Mitteln, vor allem bösen.

Im 18. Jahrhundert und dort im letzten Drittel
fanden die Menschen dann ein Mittel,
sich gegen sie zu wehren,
da konnten sich die Beißer nicht mehr mehren.

Von heut’ auf morgen
sind schnell die Beißer ausgestorben.
Doch schrieben sie so manche Bände,
drum füllen sie heute Filmleinwände.

März 1993 

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020 Appell

Wie kamen wir auf diese Welt,
die Frage, die sich jeder stellt.
Ganz brav in die Natur gebettet,
die Menschen, nur ein Teil von ihr.
Ein Biotop der Einheit,
verstrickt, verkeilt, verkettet.

Viele Jahre ging das alles gut,
Harmonie und Gleichklang mit der Natur.
Die Zeit war unbedeutend klein,
Tiere, Bäume, Flüsse, Seen,
alles war so wunderschön.
Die Luft war klar und rein.

Dann tat der Mensch den Schritt hinaus,
er brach aus dem Gleichklang aus.
Erhob sich über die Natur.
Maschinen, Geld, Smog auf der ganzen Welt
erfand er, und vor allem Waffen,
von Gleichklang keine Spur.

Wie stellt sich das nun heute dar,
schält sich heraus, was besser war.
Der Mensch muss schnell begreifen,
reparieren, nicht marschieren,
er muss sich für das Leben engagieren,
die letzte Chance schnell ergreifen.

Der Mensch ist klein und dumm,
wie groß ist das Universum.
Wir sind in ihm nur ein kleines Teilchen.
Machen es uns schwer,
trampeln, speien, morden, treten, schreien,
dafür gibt’ s sogar noch Orden,
zu mehr sollt’ es bei der Menschheit
noch nicht reichen.

Der Mensch, er gräbt sein eigenes Grab,
er muss sich bald besinnen.
Und wirklich schnell,
sonst liegt er in dem Grabe drinnen.

März 1992

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021 Fabelhaftes

1. Löwe und Hase

Der Löwe sitzt in der Oase,
versteckt im hohen Grase.
Da wittert er mit seiner Nase
einen gar spacken Hase.
Gleich spricht er los, die Freude groß.
Der Hase reagiert famos.
Der Löffel fort, nichts war’ s mit Mord.
Der Löwe sauer, der Hase schlauer.

2. Das Schwein

Ein Schwein hing über’ m Futtertrog,
es sich seinen Hals verbog.
Der Trog war tief, das Schwein so klein,
da fiel es rein.
Ein Huhn flog über diesen Trog,
und wie es da so flog und flog,
dacht es, das arme Schwein.
Aus purer Sympathie stürzt ab das Federvieh.
Da kam der Kater Mäuschenschreck,
sah in dem Trog
Frau Huhn, Herrn Speck, sprang auf die Kante,
lacht sich schief,
stolpert und liegt auch im Mief.
Bello Bimbo Knurrowitsch holt den Bauern Slibowitz.
Der, vom Alkohol beschwipst,
hat das Unheil ausgekippt.
Ja, was so ein Bauersmann
für Probleme lösen kann.

3. Der Gaul

Es war einmal ein Gaul, der hatte ein Riesenmaul.
Er war sehr faul. Mit Namen hieß er Paul.
Er galoppierte hin und wieder, aß sehr gerne Flieder.
Trug der Mägde Mieder und sang perverse Lieder.
Er trabte durch den Sumpf.
Sein Huf wurde ganz stumpf.
Es klang nur einmal dumpf,
dann war er weg samt Rumpf.

4. Armes Pferd

Ein Pferd lief ohne Reiter
durch den Wald geschwind.
So lief es immer weiter,
da traf es dann ein Rind.
Hey, Ochs, was schaust so traurig,
was hast du nur, mein Alter.
„Ach, weißt du, gestorben ist
mein Bruder Walter.“
Das Pferd bemitleidet das Vieh
und sucht ein Wort zum Trost.
Lass den Kopf nicht hängen,
wir gehen zu Hase Jost.
In seiner kleinen Kneipe dann
saufen wir uns einen an.
Dort werden wir die Nacht verbringen
so recht nach Herzenslust.
Bei der ganzen Liebe dort
vergisst du deinen Frust.
Doch leider schon am nächsten Morgen
plagten ihn wieder seine Sorgen.

5. Der Frosch

Ein Frosch ging fesch zum Brunnen rüber.
Er springt ganz frech hin und drüber.
Das sieht die Katze, pirscht sich ran,
kurzum ihr hat’ s geschmeckt,
man sieht’s ihr an.
Dem Frosch durch Übermut ging flöten
sein Leben, die Katze konnte ihn leicht töten.
Drum halte stets die Toleranz
und wedle nicht mit deinem Schwanz.

Dezember 1991 

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022 Vorgetäuscht

Essen - so nach Herzenslust
will ein jeder, doch sogleich
fragt man sich „Wo geh’ ich hin,
bin ich arm, bin ich reich?“
Reiche haben das Begehren,
sich zu zeigen stolz wie ’n Pfau,
und auch die es gerne wären,
stellen sich zur Schau.

Schulden sind heut’ Ehrensache.
Umso schöner wird das Leben.
Wenn ich sie nicht mache,
was würd’ ich mir da vergeben.

So, nun speisen sie,
und für so viel Geld.
Magenknurren unbekannt.
„Hunger gibt’ s auf dieser Welt?“
Ach, davon hab’ ich gehört,
in der Zeitung stand es drin.
„Spenden wir? Wird’s rumerzählt?“
Sonst hat’s sowieso keinen Sinn.

Menschenliebe zeigen,
Wasser predigen zum Schein.
Doch wenn sich die Lichter neigen,
trinken sie den besten Wein!

November 1991

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023 Titelträger

Wer jagt im Wald schon früh um vier
mit seiner Armbrust das Getier.
Wer treibt im Schloss am Wall
den armen König Klaus-Dieter-Karl.
Wer hilft den Krüppeln und den Armen
und hat mit Reichen kein Erbarmen?
Wer wohnt versteckt in dem Sherwood,
natürlich heißt er Robin Hood.

Wer gibt den Armen alles wieder,
wie heißt der große fleiß’ge Krieger,
den hält es hinter keinem Herd,
er liebt nur eins, und zwar sein Pferd.
Wer rastet aus, wenn Unrecht geschieht,
sein Name verwendet man in Film und Lied.
Er ist zu Hause in El Corro,
sein Name Zorro.

Wer taucht so gerne in den Meeren
und will den Menschen Glück bescheren.
Wer liebt das Leben unterm Wasser.
Je besser, desto nasser.
Wer kommt in den Geschichten vor
und wird verfolgt von allen Bösen.
Das ist sein größtes Problemo,
genannt wird er Nemo.

09. September 1995

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024 Der Spatz

Auf einem Stein im Wald, da sitzt ein Spatz.
Er schaut so um sich rum,
„Was für ein schöner Platz.“
Der Stein umspült von einem kleinen Bach,
er plätschert munter drein,
„Was für ein schöner Tag.“
Die Sonne funkelt durch’s Geäst, ganz fein,
der Spatz sich so bescheinen lässt:
„Es ist schön, ein Spatz zu sein.“
Und Blumen wachsen hier und da,
Knospen sprießen
„Ach, ist der Frühling wunderbar.“
Da ist das Spätzchen aufgeschreckt
aus seinem Frühlingstaumel,
was war das für ein Mensch von Pflaume.
Er fliegt schnell fort,
nimmt Platz auf einem Baume.

1992 

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025 So sind Chefs

Lernen ist ein schönes Spiel,
da braucht es viel Geduld,
doch manchmal gibt es dir nicht viel,
der Pauker ist dann schuld.

Es gibt oftmals Fachidioten,
das Wissen ihre Macht,
haben zwei linke Pfoten,
die Existenz verkracht.

Sie pauken Theorien,
verschlingen sie mit Gier,
beim Opfer stets verschrien,
doch sie haben ihr Pläsier.

Manchmal weiß man, manchmal nicht,
der Sinn total verzerrt,
was der wohl da vorne spricht.
Er weiß es, auch was wert.

Ein Talk, ein kleines Streitgespräch,
das ist ja noch erwünscht.
Wenn hinterher, na völlig klar,
die Richtung wieder stimmt.

Doch sind so nicht nur Pauker,
man findet überall,
Chefs, Bosse und Klabauter,
die leiten Knall auf Fall.

Meinungen, Beweggründe,
alles gibt es zwar,
der Boss sagt, so nicht anders,
Einsicht, Rücksicht, Nachsicht - keine da.

Herbst 1991 

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026 Mit den Augen anderer sehen

Meistens kommst du in den Knast,
wenn du was verbrochen hast.
Außer Tiere, die fängt man zum Vergnügen.
Die haben nichts verbrochen,
die kennen keine Lügen.
Aus der Sicht der Tiere dann
hört sich das unheimlich an.

Ein Tier springt durch Wald und Gebüsch
dem Jäger fast auf seinen Tisch.
Springt einen Haken noch,
der Jäger fängt es doch.
Jetzt geht’ s ihm an den Kragen,
zum Zoo hin fährt der Wagen.

Giraffe, Elefant und Löwe
sind wahrlich keine Feigen,
doch haben sie’ s schwerer als die Möwe,
können dem Verfolger keine Feder zeigen.
Betäubungspfeile anvisiert
und dann zum Zoo abtransportiert.

Ob Krokofanten, Schlangen, Meister Petz,
sie haben keine Chance,
gekillt mit einem großen Netz,
gerissen aus der Naturbalance.
Sie können sich nicht wehren,
müssen den Menschen sich ergeben.

Nun sitzen sie, das Leben bitter,
hinterm großen Eisengitter,
lassen sich begaffen,
vom Menschen, diesem Affen.
Ihrem Schicksal treu ergeben,
nicht leben, sondern überleben.

Den Fraß von gestern vorgesetzt,
den die Menschen nicht mehr schaffen,
den Launen völlig ausgesetzt
und lassen sich dazu vermarkten.
Und der Mensch das Ungetier
zahlt noch Eintrittsgeld dafür.

In einer Welt, einer anderen neuen,
auf die sich alle Tiere freuen.
Da werden die Menschen eingefangen,
hinter Gitter sollen sie gelangen.

Und wenn die Tiere durch
den Menschenzoo flanieren,
dann werden die Tiere Genugtuung kassieren.
Die Menschen dürfen posieren.
Auf zwei Beinen oder auch auf allen Vieren.

Herbst 1991

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027 Der Schulbus

Ein Bus fuhr früh landein,
er sammelte die Schüler ein.
Im Bus, da war Bambule,
die Fahrt, die ging zur Schule.

Ob kalt ob heiß,
der Bus fährt seine Strecke
zur Schule und zu kleinem Preis
und nur zu diesem Zwecke.

Hat ein Schüler mal verpennt,
dann kümmert ihn das nicht.
Weil er da keine Gnade kennt,
er nur fährt, nicht spricht.

Am Nachmittag fährt er zurück,
und bist du dann nicht drin,
hast du gar kein Glück,
auch Fluchen hat keinen Sinn.

Abhängigkeit von solchem Bus
ist wirklich eine Pein,
und wenn es irgend möglich ist,
steig lieber pünktlich ein.

1993 

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028 Gewendet


Die Zeit, die schreitet schnell voran,
sie hat stets ihre Führer,
und jeder tut so, wie er kann,
das Gegenteil von früher.
Das bringt die Menschen voll auf Trab,
die ihm gefallen wollen,
doch wird die Luft so langsam knapp,
dann sieht man sie sich trollen.
Die Zeit verstreicht ja sowieso,
doch wird sie mal gewendet,
dann laufen alle gleich nach dort,
wo ihnen Luxus blendet.
Die Seifenblasen erst zerplatzen,
wenn sie wieder aus den Fugen kratzen.

Zerstörung ist des Menschen Traum,
das wird nie anders kommen.
Nachdenken tun die meisten kaum,
stets von dem Rausch benommen,
dem neuen Führer alles geben,
was schert sie andrer Menschen Leben.
Und wird auch Geld dabei verschwendet,
egal, dafür sind alle gewendet.

Herbst 1994

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029 Der eine darf der andere nicht

Wenn einer auf die Straße spuckt,
dann wird er gleich schief angeguckt.
Daneben stinkt ein Auspuffrohr,
das ist normal, kommt eben vor.

Wenn ein Hund aufs Wieschen käckert,
wird lauthals losgemeckert.
Doch streut man Dünger auf die Felder,
das ist normal, ihr wisst’s ja selber.

Wenn einer mal ein Pfützchen macht,
dann wird er gleich blöd angemacht.
Tonnen Chemieabfall im Meer,
das ist normal, interessiert nicht so sehr.

Da sterben in der Dritten Welt,
Millionen Menschen, haben kein Geld.
Hier werden Milliarden rausgeschmissen,
das ist normal, das müsst ihr wissen.

Wenn einer an der Spritze hängt,
dann wird das kurzerhand verdrängt.
‘Ne Überdosis ist doch egal,
das ist normal, total fatal.

Der eine darf, der andere nicht,
entschied erst kürzlich ein Gericht.
Dass da der Falsche Recht bekam,
das ist normal, was soll der Kram.

1997 

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030 Der Fernseher

Es war ein Mann aus Arizona,
der war ein braver Erdbewohner,
er lebte ein normales Leben,
und wollte nie nach Bessrem streben.

Doch eines Tages kam der Bruch,
er las in einem weisen Buch,
da gibt es ein Gerät zum Sehen,
und man lässt alle Bücher stehen.

Nun zog er los sich zu besorgen
das Ding, noch lieber heut als morgen.
In der nächsten großen Stadt
gab’ s ein Kaufhaus, was solche Dinger hat.

Mit einer großen Kiste kam er zu Hause an.
„Bist du verrückt, mein lieber Mann“,
schrie seine Frau vor Wut,
der Kopf so rot, hoch schoss das Blut.

Erst waren sie glücklich,
doch lange hielt das nicht,
ihr Leben wurde kärger,
dazu kam noch der Ärger.

Sie stritten öfter rum,
„Ach schalt doch bloß mal um.“
In einer solchen Nacht,
da hat’ s so recht gekracht.

Dran glauben musste er,
nein, nicht der Mann, der Fernseher.
Die beiden aus Arizona
waren wieder glückliche Erdbewohner.

1993

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031 Funkturm

Ein Turm und seine Eigenarten,
die kann man schwer beschreiben,
denn vieles, was man dort erlebt,
wird tief im Kopf verbleiben.

Das Wetter spielt die eine Rolle,
die Kraft und Vielfalt, das es hat,
zu sehen in einem Blick
über der ganzen Stadt.

Sonnenschein im Wedding,
Regen in Charlottenburg,
der Müggelberg bei klarer Sicht
von der Ferne zu dir spricht.

Die Wolken treiben schnell,
zu sehen ist es genau.
Und wenn du nachdenkst hin und her,
begreifst du schnell.

Ein kleiner Mensch auf einem Turm,
was ist der nur für’n armer Wurm.
Er sieht, wie schnell die Welt sich dreht
und wie das Leben weitergeht.

Beeinflussen kann er das Leben kaum,
höchstens in dem kleinen Raum,
den der Turm für ihn hat,
und mancher fühlt sich groß, anstatt
sich zu besinnen,
wir sitzen alle zusammen drinnen.

Ein Turm aus Eisen, Stahl und Farbe
der hat so seine Macht,
er ist ein echtes Highlight von Berlin
am schönsten in der Nacht!

1994 

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032 Der Prinz

Am Brummen sitzt die Hannelore,
sie füllt mit Wasser die Amphore.
Das sieht der Frosch mit seiner Krone
und denkt, die ist ja gar nicht ohne.

Er hüpft ganz nah an sie heran,
dass sie ihn auch gut sehen kann.
Sie sieht ihn und nimmt ihn auf die Hand,
der Frosch das sehr erotisch fand.

Er raunt ihr zu: „Mit einem Kuss sollst mich erlösen
vom Zauber, diesem Bösen.“
Sie denkt: „Was will der nur, der grüne Springer?“
und stupst ihn an mit einem Finger.

Der Frosch, der formt zum Kuss die Lippen
und fängt dabei an zu wippen.
Die Hannelore schmeißt vor Schreck
ihn in den Dreck.

Doch schnell kommt er zurückgesprungen,
um ach sogleich ein Lied zu summen.
Sie davon so angetan,
holt ihn wieder zu sich ran.

Die Krone blitzt, sie fasst sich Mut,
küsst ihn voller Liebesglut.
Da macht es peng, der Zauber weg,
ein Prinz steht am selben Fleck.

Eine Mischung aus Glöckner und dem Biest,
und sie nun wohl die Schöne ist.
Sie gehen fort, kehren nie mehr heim,
aus ist der Reim.

1999 

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033 Der Clown

Im Zirkus stand ein Clown alleine
nur so zur Probe.
„Wenn ich beim Lachen weine,
dann merkt das glatt das Publikum.“
Der Clown, er wollte nicht mehr spielen,
den Menschen, der niemals traurig ist.

Er wollt auch ernste Sachen zeigen,
doch darf er’s nicht mit dem Kostüm.
Ein Kindertraum einmal erfüllt,
der Clown, er stand ihm gut.
Er hatte niemals dran geglaubt,
dass der Job so schwierig ist.
Tag für Tag für wenig Geld
den Clown zu spielen,
den Leuten einfach imponieren.

Schaut man sich um in unserer Zeit,
da mutet es schon an.
Schauspieler sind wir alle, wohl dem,
der es gut kann.
Viele Rollen sind zu kriegen,
bloß ob sie einem wirklich liegen.

Das Spiel beginnt, ist man noch Kind.
Ist man gewitzt und lernt sehr schnell,
dann führt das auch zum Ziel.
Ein Lob mal hier, ein Glückwunsch da,
ein bisschen Honig dort.
Dein Auto, ach, und weißt du ja,
ein wirklich toller Ford.

Und eines Tages dann
das Schloss der Phantasien zerbricht,
das Geld war nur geliehen.
Solange alles funktioniert,
bist du der beste Freund,
ist alles einmal ausgeträumt,
dich niemand mehr umsäumt.

Im Zirkus stand ein Clown alleine
nur so zur Probe.
„Wenn ich beim Lachen weine,
dann ist es viel zu spät!“
Zurück zu der Garderobe,
er dreht sich um und geht.
Doch sicher unter diesem Dach
findet er nie zum ernsten Fach.
Denn keiner nimmt ihm eine ernste Rolle ab.

Nicht das Publikum.
Es will ihn stolpern sehn.
Ach, ist der dumm, wie schön.
Nicht der Direktor der Manege:
„Du bist der Clown und wirst es bleiben,
was anderes darfst du hier nicht zeigen.“

1994 

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034 Gustav


Der brave Gustav-Eduard,
der lebte einst im Internat,
doch schlief er keine Nacht,
er hat viel nachgedacht.

Er liebte Gabi Schnuckel,
Haarfarbe wie Pumuckel,
er wollte sie verführen
hinter verschlossenen Türen.
Der Internats-Chef Knalli,
der hatte einen Dralli,
jeden Abend ging er rum
und sah sich in den Zimmern um.
Gustav ersann einen Trick,
verkleidet sich als Molli Dick,
geht hinein zum Gabilein,
und die ließ ihn wirklich rein.
Knalli machte seine Runde
zu der fortgeschrittnen Stunde.
Nichts zu sehen, alles brav,
auch bei Gabi und Gustav.

Der brave Gustav-Eduard,
der lebte nun im Internat
und schlief jetzt jede Nacht,
was Liebe alles schafft!

Oktober 1991

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035 Stutenschicksal

Trabrennbahnen sind begehrt,
weil man hier sein Geld vermehrt
oder es halt so vermehrt,
weil das Toto man begehrt.

Auf die Stute will man setzten,
sieht man sie die Runde hetzen.
Und die Leute tuscheln, schwätzen,
springen auf von ihren Plätzen.

Doch die Stute, nicht zu fassen,
sah man sie das Ziel verpassen,
weil der Jockey Willi Prassen,
musste erst noch Wasser lassen.

Und die Leute nun sich raufen,
schreien: „War der Jockey einen saufen?
Lass die Stute schneller laufen,
oder geh ihr Rollschuh kaufen!“

Und es kommt zum nächsten Male
mit neuen Rollschuhen ganz in Schale
unsre Stute Animale,
sie gewinnt, doch das Fatale:

Heute war ja Wagenrennen,
Mensch, der Jockey muss doch pennen.
Umsonst war Animales Ritt,
den auf Rollschuhen sie bestritt.

September 1991

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036 Traumfahrt

Ein Mann namens Heinz Wouster,
der war am Kopf ganz kahl,
im Hirn war es so duster
wie nachts am Marterpfahl.
Er war ein großer Krieger,
als Ritter ging er fort,
zurück kam er als Werbeflieger
für Marzipan von Ritter-Sport.
Aus war es mit dem Traum,
ein großer Held zu werden,
er landete im leeren Raum,
kam nie zurück zur Erde.

September 1991

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037 Jägerei


Ein Mann, der durchs Geäst sich schlug,
wirklich keinen Scherz vertrug,
der ließ sein Hundchen streichen,
viel wollte er erreichen.

Und wie das Tier so strich und strich,
traf es auf ein ausgewachsenes Gebüsch.
Geräusche kamen da heraus,
er brüllte: „Fass!“, dann war es aus.

Man sah das Vieh verschwinden,
drauf war es nicht mehr aufzufinden.
Der Mann ein Förster mit Bravour,
der dachte sich: „Wo bleibt der nur?“

„Mein armes kleines Dackeltier,
wo find ich dir?“
Ging hin und im Gebüsch verschoben
lag der Dackel flach am Boden.

Es trat heraus der Oberförster Fichtenwald,
er war ganz blass, die Hand zur Faust geballt.

„Dein Köter wollte mich entmannen,
ich hatte noch mal Glück,
ab wär’ mein bestes Stück.
Zur Strafe, kleines Försterlein,
zieh ich deine Flinte ein,
verbiete dir die Jägerei,
für dich ist es vorbei.“

September 1992 

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038 Momentaufnahme

Blicke kreuzen sich,
es ist ein eklig grauer Morgen.
Die Autos stinken im Stau.
Straßenbahnen quietschen,
die U-Bahn rattert,
Berufsverkehr.
Ein Zwinkern oder nur ein Augenaufschlag,
der Niesel fällt gegen die Scheiben.
Ein ständiges Hin und Her, Ein- und Aussteigen.
Leicht zucken die Mundwinkel,
sonst finstere Gesichter wie der Morgen.
Muffelnde Menschen,
die sich gegenseitig übersehen.
Noch ein Augenaufschlag, ein Zwinkern,
das erwartete Lächeln quält sich zurück.
Der Sitz gegenüber,
da ist so ein Knistern in der Luft,
und es hat, ja, es hat gefunkt.
Der Herzschlag, der sich leicht hebt.
Doch schon der nahende Bahnhof,
was da wohl durch den Kopf geht:
„Spreche ich ihn an, oder ...?“
„Werde ich sie einladen, oder ...?“
Die Endstation erreicht,
Stress, Hektik, Zeitdruck.
Noch ein kurzer Blick.
Ein Abschied?
So etwas wie ein „Tschau“,
die Chance verpasst.

November 1991

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039 Andy

Die Blätter färben sich,
bunte Ansichten überall im Land.
Wehmut begleitet diese Zeit,
die kalten Winde wehen wieder,
das Schnupfenmännlein lauert.
Nichts mehr mit langen Tagen,
der Sommer ist verschwunden.
Es bleiben nur Erinnerungen. Woran?
An die warmen lauen Nächte,
an die Ferienzeit,
an die leichten Kleider,
Andy nicht zu vergessen!

Sie schaut auf den Wald und denkt:
„Die Vögel zwitschern nicht so,
lange nicht so wie im Frühling.
Die Luft ist bei weitem nicht so,
so frisch wie im Mai.
Die Menschen sind irgendwie so,
so brummig, denn diese Zeit ist grau, sowieso!
Die Herbstferien sind niemals so,
so wie die im Sommer.
Die Haushaltskasse krankt so,
so wie ein ermüdeter Wanderer.“
Und sie sehnt sich so, so unbeschreiblich nach IHM!
Ein Morgen voller Nebel und Dunst,
das Atmen wird zur Qual,
die alten Winterschuhe überreif,
die Ärmel der Jacke abgewetzt.
Ein Gedanke springt durch den Kopf:
„Wieso habe ich den Briefkasten gestern nicht geleert?“
Der schnelle Griff zum Schlüssel,
es ist ein kleiner rosaroter Umschlag.
Kein Absender, kein Zeichen?
Geöffnet offenbart sich das Geheimnis,
Andy kommt am Wochenende!
Erinnerungen werden wachgerufen!
Sie schließt die Augen und sieht,
was sie nicht zu träumen wagte:
Die Blätter erscheinen bunt und schön,
der Nebel verzieht sich,
tief durchgeatmet und nicht anstecken lassen
von der bitteren Atmosphäre,
bis das Wochenende vorbei ist.

Oktober 1992 

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040 Das Jahr der Paradiesvögel

Ein Gildo, den jeder nur noch Meister nennt,
hat Deutschlands Schlagerwelt erschüttert.
Wer ihn gesehen, wer ihn kennt,
der weiß, warum die Konkurrenten zittern.
Die Handymacht der Fangemeinde
hat ihn ins Rampenlicht katapultiert.
Er ist Ikone, Gott, ein Heiland,
wenn er vor seine Kinder tritt, wird salutiert.

Ein Schröder zieht durchs ganze Land,
denn er will Kanzler werden,
die Kohlregierung abgebrannt,
die haben nur noch Drohgebärden.
Doch wer ist dieser Schröder wirklich,
eine Marionette, so wie jeder Kanzler,
wenn er gewinnt, heißt das noch nicht,
alles wird besser oder gar anders.

Das alles stört einen König wenig,
er liebt sich selbst am meisten,
Gedanken für die anderen Schafe
kann er sich nicht leisten.

Er ist die Sonne strahlend schön,
gewinnt stets jede Schlacht,
so meint er, so will er das sehen,
was Egoismus alles schafft.

Das Volk ist völlig aufgebracht,
es will die neuen Führer sehen,
geändert wird der Spitze Macht,
die Menschen dumm, das Leben schön.

Denn das ist daran das Schöne,
wenn sie lang genug ihren Job gemacht,
dann werden dieses Volkes Söhne
langweilig, wieder neue werden hervorgebracht.

Das Volk lässt sich gern blenden,
jede Zeit hat ihre Vögel,
wenn sich die Zeiten ändern,
hat Chance zur Macht der Pöbel.

1998 

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041 Ein neuer Mensch

Da liegst du nun du, kleiner Wurm,
bist ein unscheinbares Wesen.
Kamst auf diese Welt wie durch einen Sturm,
und so mutig bist du gewesen.

Ein grelles Licht kam dir entgegen,
du hast so laut geschrien.
Bekamst unser aller Segen,
jetzt gibt es kein Entfliehen.

Du wirst dich dran gewöhnen,
das Leben ist nicht leicht.
Nichts wollen wir beschönen.
Denn bis man was erreicht,

da muss man sehr viel tun,
essen, sprechen, laufen ... lernen,
nicht rasten und nicht ruhen.
Einmal kommt der Tag,

dann musst du auf eigenen Beinen stehen,
und bis es so weit ist, betreuen wir dich schön.

Denn von heute an
haben wir eine Pflicht,
werden soll aus dir einer,
der jede Brandung bricht.

März 1991

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042 Das Wetter 1997

Zehn Jahre sind seit der Zeit vergangen,
als ich den Wetterfrosch erschlagen wollte.
Heut zu der Erkenntnis wir gelangen,
dass das nichts bringen sollte.

Das Wetter in diesen Jahren
hat uns so manchmal überrascht,
doch sind wir uns im Klaren,
dass das Wetter über uns nur lacht.

Beschweren wir uns stets und ständig,
es ist zu warm, zu heiß, zu kalt,
das Wetter, das ist nun mal wendig,
das bleibt so und wir werden alt.

Ist das Wetter dann mal gut,
sind wir noch nicht zufrieden,
ob Badehose, ob Sonnenhut,
ein Lob wird meist vermieden.

Dafür gibt’ s wieder was zu meckern,
doch muss das wirklich sein?
Der Petrus kann sich wirklich strecken,
er ist ein armes Wetter!

Auch dieses Jahr war kurios.
Der Frühling kühl,
der Sommer schlug mit Regen los,
die Oder ertränkte viel in ihren Fluten.

Dann kam die große Hitzewelle,
es war noch mehr als trocken,
der September war nicht schlecht,
jetzt wir wieder hinterm Ofen hocken.

Wir wollen uns nicht beschweren,
es kommt wie’s kommen soll.
Das Wetter unser bester Freund?
Na, das wäre wirklich toll.

Dann könnten wir uns alles wünschen,
was uns wird vorenthalten,
doch müssen wir uns selbst lynchen,
sind wir dann immer noch unzufrieden.

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043 Urlaub

365 Tage hat das Jahr,
230 gehen wir arbeiten,
135 also nicht, oder?

104 sind Wochenenden, das sind
2996 Stunden, die wir wir sein könnten,
1000 gehen für Verwandte drauf, tolle Erlebnisse.
1000 werden einfach so verschlafen, wichtig
996 Stunden Freizeit, da lässt sich was mit anfangen.
900 davon werden verschwendet.
96 Stunden wirklich sinnvoll verbracht oder durchgebracht.

31 Tage bleiben übrig, dafür sparen wir ein ganzes Jahr.
334 warten wir auf diese 31,
und dann gehen sie so schnell vorbei,
100-mal schneller als all die anderen Tage vorher.

14 Tage davon sind wir weit weg, vergessen die Welt.
14 Tage wollen wir nichts hören und nichts sehen.
14 Tage einfach relaxen, faulenzen,
protzen oder wer weiß was.
14 Tage für ein Jahr warten, welch grausame Erkenntnis.
14 Tage, die uns mehr interessieren als der Rest,
ist das richtig?

70 Jahre können wir werden.
25550 Tage sind das.
980 Tage könnten davon Urlaub,
weit weg von zu Haus, sein.
3,84 Prozent unseres Lebens,
und dafür machen wir solch einen Wirbel.

Nachgerechnet im

Februar 1998 

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044 Diagnose


Guten Tag, lieber Patient, was haben wir denn so?
Es drückt und zwickt und klappt nicht auf dem Klo?
Dann nehmen Sie mal Rizinus, die Wirkung ist fatal,
und wenn Sie’ s überleben, sei’n Sie mal morgen wieder da.
Hallo, da sind Sie ja schon wieder,
was ist denn mit dem Po?
Ist ausgefranst, das war doch klar,
schmerzt’s sonst noch irgendwo?
Der Rücken ist wohl etwas krumm,
das kommt vom vielen Sitzen,
da werd’ ich Sie mal lieber spritzen.
Gesagt, getan - dreh’n sie sich mal um, KAWUMM.
Der Patient schleppt sich nach Haus.
Schon am nächsten Tag ist er zurück im Ärztehaus.
Sie sind ja wirklich nicht gut drauf,
stellt der Arzt die Diagnose,
Sie haben wohl was abgenommen,
es rutscht ja schon die Hose.
Nun geben Sie nicht gleich auf, wir werden Sie sanieren,
denn alles lässt sich schließlich reparieren.
Diese Pillen morgens nehmen,
mittags Bestrahlung - Ultraschall,
nachmittags nicht so viel bewegen,
abends komm ich mit ‘ner Spritze vorbei,
das wirkt auf jeden Fall.
So geht das Tage - Wochen - Jahre,
der Patient fast schon auf der Bahre.
Setzt vor Verzweiflung die Tabletten ab
und schmeißt den Doktor raus.
Kurz drauf geht’s ihm wieder besser,
das war ja wirklich ganz schön knapp.

1999 

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045 Fortschritt oder Wahn

Die Technik rast im Sauseschritt,
und alle rennen mit ihr mit.
Wer den Anschluss nicht mehr schafft,
wird ausgegrenzt, blöd angegafft.
So wird die Menschheit überrollt,
ob nun erwünscht, ob ungewollt
vergehen sie, die Lebensjahre,
vergilben sie, die Formulare.
Alle sind im Stress, woll’n Neues.
Wo ist nur der Sinn in diesem Treiben?
Das Alte alles schlecht, wirft’s weg, bereue es,
es wird nur Müll von allem bleiben.
So laufen ständig wir dem nach,
was von vornherein verdammt,
erst Werbung, Holdrio, viel Krach,
zum Schluss wird alles nur verdammt.
Den Weg zu finden, welches Ding
ich wirklich zum Leben brauch’,
ist schwer, fast unmöglich,
so will’s die Industrie ja auch.
Der Drang zu Neuem wird geweckt.
Die Werbung macht es möglich,
der wahre Sinn wird gut versteckt.
Auf in den Wahn, Mensch sei redlich.
So jagen wir von Ding zu Ding
und rackern wie die Blöden,
so muss es sein, das ist der Sinn,
von unserem kargen Leben.

1998

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046 Der große Chef

Es war einmal ein schöner Großer,
eingenommen nur von sich,
ein wirklich ganz Famoser, nur menschlich war er nicht.
Und doch an Tagen solchen, wo es ihm gar genützt,
da war er sogar nett, ach nee. Doch plötzlich hat’s geblitzt.
Da war er wieder, wer er war, alle wussten: Vorsicht jetzt.
Denn, wer nun nicht ins Bild gepasst,
der wurde hart gleich angefasst.
Niemand war hier geschützt,
auch der, der grad geschleimt,
obgleich dies auch was nützt, der Schleimer hat gemeint.
Und das Gesetz sieht vor,
macht sich beliebt, der arme Thor,
auf Gedeih und Verderb ausgeliefert,
sein Schicksal sieht es vor.
Der Schöne war auch wer, doch fragte sich so mancher,
wo hat der Mann sein Wissen her.
Er ließ gar niemand an sich heran
und stellte stets nur Leute an,
wo wusste er genau, der kleine dumm und er so schlau.
Geachtet auf den Abstand jederzeit,
denn schlauer durfte keiner sein,
sonst schielt er in die Karten rein.
Hoch auf dem Ross, da sitzt der Boss,
von Macht und Gier besessen, wo kam er her?
Längst hat er es vergessen. Alle die ihn „wirklich lieben“,
sind bei ihm auch geblieben,
doch alle, die zu schlau gewesen,
die starben, es blieben nur noch Spesen.
Der Große und auch Schöne, er kannte kein Gestöhne,
unfehlbar und der Größte sein, das war sein Job,
und niemand, nein, der konnte ihn bekehren,
da half auch kein Beschweren.
Er hatte Recht und so es sei,
die Dummheit siegt, es bleibt dabei.
Und seinem großen Boss zuliebe,
er alles tue, immer bliebe.
Da tropft das Schmalz raus aus dem Hals.
Und Oberbossilein, der sieht seinen Kummer ein,
gibt alles ihm, was er sich wünscht.

Der Kleine wird dafür gelyncht.

Ja, bist du Liebling auf der Welt,
bekommst du Macht und auch viel Geld.
Doch passt du nicht ins Schema F,
dann fliegst du raus, wirst nimmer Chef.
Machst du’s dir leicht, läufst immer mit.
Bist im Geschäft du und der Hit.
Machst du ‘nen Kopf dir und denkst weiter,
dann hast du’s schwer, wirst nimmer Leiter.

07. Dezember 1994

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047 Der Arschitekt


Ein kleiner angebrochener Wicht
ward einst auf diese Welt geboren.
Als Kind verhänselt, stets verdrischt,
hat er sich bald geschworen:
Wenn einmal ich der Größte bin,
und alle kennen meinen Namen,
dann macht für mich das Leben Sinn,
da kenn ich kein Erbarmen.

Gelesen hat er und studiert,
bald mehr als 15 Jahr,
am Anfang nur geniert, blamiert,
so ging das Jahr für Jahr.
Ein Mann, der kam dann in sein Leben,
der schon bekannt, berühmt, berüchtigt
in seine Obhut sich begeben,
hat sich die Pechsträhne verflüchtigt.

Eingeführt in all die Kreise,
wo man die Schönen findet,
wo jeder zeigt, was er so hat,
jetzt kam, was er zuvor verkündet.
Nun rächt er sich mit Häusern, Gärten,
mit ausgefallener Architektur.
Seinen Namen sollen sich alle merken,
so ist es mit Kunst-Pur.
Ein Wicht mit Macht kam über Nacht.
Ihm liegt die ganze Welt zu Füßen.
Ob schön, ob hässlich, was er macht,
wird hoch gelobt, ja, jeder liegt zu seinen Füßen.
Doch wie sie kam die Macht zur Nacht,
hat sie sich wieder fortgemacht.
Nun ist allein er, wie er war,
ein Wicht nur und sonst nichts.
Nur seine gut gemeinte Kunst, sie lebt so lange fort,
bis jeder Stein zu Staub zerbricht,
doch das kann dauern,
das bisschen Macht hat doch noch was gebracht.
Menschheit, gute Nacht.

21. Dezember 1994

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048 Trauma

du denkst, warum machen DIE immer alles falsch
DU, das kann jeder sein.
du fühlst dich auf dieser Welt wie ein Fremder;
du spürst, dass es etwas gibt, was dich führt;
du weißt, dass du meistens Recht hast,
aber es nicht immer bekommst;
du erinnerst dich sehr oft an deine Kindheit;
du hattest es immer gut,
ohne darüber nachdenken zu müssen;
du kennst alle Probleme dieser Welt;
du kannst nichts ändern an der Welt;
du wirst immer ETWAS hinterherlaufen;
du hast keine Chance, es zu bekommen;
du lebst einen Traum bzw. in einem,
du bist unverwüstlich;
du stehst immer wieder auf;
du kämpfst, wenn es andere schon aufgegeben haben;
du kannst alles, wenn du willst;
du spielst deine Rolle immer besser;
du hast Familie und Freunde;
du bist trotzdem immer allein;
du verdrängst dieses Problem;
du wirst immer ein Einzelgänger sein;
du brauchst niemandem hinterherlaufen;
du hast es nicht nötig;
du kommst jederzeit allein zurecht;
du kannst vielen Menschen helfen;
du musst aufpassen, dass du nicht dem Falschen hilfst;
du bist auf dieser Welt;
du bist ein ....................................

du denkst, warum machen DIE immer alles falsch?????????????

November 1996

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049 Der Ritter

Ein Ritter ritt, mit Namen Schmidt,
mit Klaus und Grit, sie war’n zu dritt.
Grit mit ihren üppigen Formen
war sehr nett und so verdorben.
So konnte sie in jeder Stadt,
wo man ein kleines Bettchen hat,
mit Ritter Schmidt so Spiele machen,
da hörte man die Balken krachen.
Doch der arme Ritter Klaus,
der war aus dieser Sache raus.
Er musste mit der Stute schmusen
an ihrem ausgeprägten Busen.
Das fand der Ritter bitter
beim Ritt durch ein Sommergewitter,
da sah er hinterm Fenstergitter
das Fräulein von Schlütter.
Hin zu ihr ging Klaus der Ritter
und bot ihr an, „Kommen Sie doch mit, Fräulein von Schlütter.“
Nun waren sie auf ihrem Ritt nicht mehr zu dritt.
Sondern zu viert, vor Freude Klausis Stute wiehert.
Dem Klaus das Fräulein gut gefiel
und auch das Fräulein Klausi mochte,
so schnell’s in Klausis Hose kochte.
Das Fräulein Schlütter kam ihm entgegen,
vor allem auf den Seitenwegen.
So war der Ritter Schmidt sehr glücklich mit seiner Grit
und auch der Klausi, früher bitter,
war nun glücklich mit Fräulein von Schlütter.
So hohes Ritterglück, mittelalterliches Meisterstück,
da denkt man gern an die vergangene Zeit zurück,
als Schmidt der Ritter ritt mit Grit und ihren tollen Formen
mit Klaus und dem Fräulein von Schlütter, die entsprach auch diesen Normen.
Drum nahmen sie sie mit,
die Schlawiner-Ritter Klaus und Schmidt.
Und nun Schluss damit.

Oktober 1996

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050 Was Raucher alles dürfen

Raucher dürfen an vielen Orten die Luft verpesten,
und sie tun dies ohne Rücksicht.
Raucher dürfen öfter mal eine Pause machen,
denn sie müssen ja eine rauchen.
Raucher dürfen ihre Qualmwolken
in fremde Gesichter blasen,
was die sich herausnehmen.
Raucher dürfen eigentlich nicht den Mund aufmachen,
weil sie da heraus unangenehme Düfte abgeben.
Raucher dürfen sich nicht
über andere Umweltverschmutzer erregen,
sie sind doch selbst welche.
Raucher dürfen keine Nichtraucher werden,
sie hassen dann die Raucher mehr als alle anderen.
Raucher dürfen sich geehrt fühlen,
denn sie füllen dem Staat die Kassen.
Raucher dürfen ihre Kippen überall hinwerfen,
ach, du schöne Welt.
Raucher dürfen ihre Lungen mit Teer füllen,
es interessiert mich nicht.
Raucher dürfen bei mir zu Hause nicht rauchen,
das wäre das Letzte.
Raucher dürfen sich als charakterstark bezeichnen,
wenn sie es schaffen, aufzuhören.
Raucher dürfen ruhig einmal darüber nachdenken,
was hier geschrieben steht.
Raucher dürfen ab heute Nichtraucher werden,
ich bin dafür!

April 1997

2007 wurde das Rauchverbot eingeführt. ;-)

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051 Mandate

Du brauchst in diesem netten Staate
für alles Tun staatliche Mandate.
Kannst du sie nicht erbringen,
fehlt dir zu vielen Dingen
die letzte Zahl vom Lebenscode.
So quält das Leben dich zum Tod.
Vielleicht hast du Talente gar,
doch leider reichen offenbar
die nicht als Schlüssel für das Glück.
Das ist schon alles sehr verrückt.

So geht den Weg des Staates nun
ein jeder Bürger, was soll er tun.
Dabei verkümmern die Talente.
Ein „dummer Bürger“ bleibt am Ende.
Warum kann nicht ein schlauer Kopf,
ob Zeugnis oder nicht,
einen Job nach seinem Können tun?
Warum denn eigentlich nicht?

Dafür, da gibt es doch Gesetze,
das ist ja allgemein bekannt.
Der Mensch, der steht seit eh und je
mit dem Rücken an der Wand.

Doch eines gibt’s auf dieser Welt,
das öffnet jede Tür.
Das Geheimnis nennt sich Geld,
alles wird getan dafür.

Erkaufen kann man jedes Ding,
Geld heißt das Gesetz.
Wer es zahlen kann,
bekommt den schönsten Platz.

Da stehst du nun, du armer Tor.
dein Kopf quillt bald schon über,
du hast so große Dinge vor.
Sie zu erreichen ist sehr schwer, mein Lieber.
Gib es nie auf, behalt’s im Auge,
bedeutet es dir viel,
erreichst mit Kampf, Glück, Willen DU
das angestrebte Ziel.

März 1997 


052 Herr Kakerlak


Herr Kakerlak aus Küchenhausen,
den sah man in der Küche schmausen.
Er war ein echter Lebenskünstler.
Wenn er kam, dann war es finster.
Mit seinem infraroten Blick
erspähte er so manches Stück.
Zernagte es in kleine Teile
und trug es fort in aller Eile
hinein in seine Burg am Gulli
zu seiner Kakerlaken-Ulli.

Herr Kakerlak wurd’ immer dreister,
am Tag ging er zum Küchenmeister.
Er wollte sich bei dem beklagen,
„Es gibt ja kaum noch was zu nagen!“
Und auch der Onkel mit der Düse
drückt ständig auf die Tränendrüse.
„Oh, Küchenmeister sieh doch ein,
wir wollen doch nur glücklich sein.“
„Mein lieber, guter Kakerlak,
deine Lage ist zwar arg,
und weil ich dich so mag,
versenk’ ich dich im Magerquark.“

September 1991

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053 Geblendet

Erst wurden wir bestrahlt
die Freiheit und der Glimmer,
in schönen Farben wurde gemalt,
jetzt ist es das Dilemma.

Der Aufbruch war so schön
in die neuen tollen Zeiten,
der Start mit Wachstum anzusehen,
jetzt gibt es nur noch Pleiten.

Abgeschafft wurde über Nacht
mit Trick und Raffinesse
des Sozialismus Ostdeutsch-Macht,
jetzt herrscht Gewalt und Presse.

Kein Loblied wollen wir singen
auf die vergangenen Tage,
Mensch, es war doch nicht alles schlecht,
das ist wohl keine Frage.

Doch interessiert das nicht Herrn Kohl
und seine Misswirtschaftsminister,
er sonnt sich im Ruhme wohl,
auf die Moral da scheißt er.

Die Mauer wurde abgebaut
ganz schnell, denn Kapitalisten,
haben auf ihren Kohl vertraut,
der schlägt die Kommunisten.

Der Kohl, der hat genau gewusst,
dass, wer nicht schnell genug handelt,
noch sehr lange warten muss,
drum hat er den Osten schnell in Kohls Reich verwandelt.

Im Osten wurde laut geschrien,
die Abzocker, die kamen,
im Westen wurde das Geld geliehen,
schnell wurden reich die Armen.

Bereichert haben sich Ganoven,
der Staat wurde gut abkassiert,
heute sind wir alle die Doofen,
Ehrliche werden abserviert.

Das nächste Schicksal trifft uns prompt,
nachdem wir sind gewendet,
wenn der nächste Lügner kommt,
werden wir wieder von Phrasen geblendet

Januar 1997 

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054 Gartenmeeting

Dort, wo die Bohnen
seit Lebzeiten wohnen,
werden die Gurken
von kleinen Dingern zu großen Schurken.
Halten die Obst- und Gemüsearten
ein Meeting ab in ihrem Garten.
Der Salat
philosophiert über den Gemüsestaat.
Die Kraushaar-Petersilie
flirtet mit der schönen Lilie.
Der Herr Schnitt von Lauch
fasst der Zwiebel an den Bauch.
Darüber können die Linsen
nur grinsen.
Kürbis und Rhabarber fragen sich: „Was?“
- finden die Menschen nur an Ananas?
Dagegen müssen wir uns wehren,
schreien die Erdbeeren.
Dazu sagt der Chicorée,
die kommt nun mal aus Übersee.
Die gemeine Hauskartoffel
steht beim Spinat unterm Pantoffel.
So hat jedes Gemüse seine Sorgen
und ist schon bange vor dem Morgen,
denn jeden kann es dann erwarten,
ab in die Küche, raus aus dem Garten.
Dann werden alle Arten
gedünstet und gebraten.
Was der Mensch nicht schafft,
daraus macht er Saft.
Oder ab geht’s in die Dose
mit der ganzen Chose.

Obst und Gemüse sehen ihr Schicksal ein,
lassen sich nicht stören.
Schleichen wir uns im Garten ein,
können wir sie tratschen hören.

Die Pflanzen sind auch Wesen,
das soll man nicht vergessen,
mit Dankbarkeit und Würde ihrer
sollte man sie essen.

März 1997

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055 Es ist ein Tag, so wie jeder Tag, eigentlich

Der Wecker surrt, der Geweckte murrt.
Der Rasierer summt, der Rasierende dazu brummt.
Der Toaster stinkt, das Radio singt.
Die Kaffeemaschine rattert,
der Hansi in seinem Käfig schnattert.

Ab ins Gewühl des Stadtverkehrs,
es muss sein, ist’s auch pervers.
Die Ampel grün und trotzdem steh’n.
Staumeldung im Radio, das merkt doch jeder sowieso.
Blitzwarnung wirklich angenehm und das beim Steh’n.

Ein Blick ins andere Cockpit rüber.
Mensch, die hat ja, toll mein Lieber.
Andere Seite, eine Blonde, hochgebräunt von einer Sonde.
Weiter geht’s da, noch ein Blick.
Halt noch mal, die Frau ist schick.
Augenpaare, die sich finden,
die sich aneinander binden.
Alles Drumherum verschwunden,
Sekunden sind so lang wie Stunden.
Hände schwitzen, Rücken nass,
und da zuckt ja auch noch was.
Das ist Liebe, sprich sie an,
fängt es schon zu hupen an.
Weggerissen aus der Welt,
die gerade nur noch zählt.
War das schön, wo ist sie nur.
Vorwärts ging’s nur in einer Spur.

Der Moment ist unvergessen,
wie versteinert dagesessen.
Nur ein leichtes Brauenzucken
und dabei das tiefe Gucken.

Der Alltag holt die Zeit schnell ein.
Der Tag vergeht und viele mehr.
Gesehen, war es Schein oder Sein?
Das Wissen drum, nur ungefähr.

Februar 1998

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056 Auf jeden Fall nur Gast


Die Welt, sie ist.
Und du, du bist.
Du dich bemühst,
das, was du siehst,
du es begreifst.
Es ist schon schwer, das zu verstehen,
was wir mit unseren Sinnen sehen.

Die Welt, sie ist,
ihr ist egal, wo du gerade bist.
Du bist verwirrt,
doch unbeirrt
musst du die Welt betrachten
so wirst du lernen, sie zu achten.

Die Welt ist mehr, als was du siehst.
Die steht, sie fliegt, sie fließt.
Sie ist im Kosmos allgemein
und lädt uns als Besucher ein.

Die Welt, sie lässt sich nicht verderben,
sie immer lebt, wird niemals sterben.
Die Form, sie wird sich ständig drehen,
nicht immer will sie Besucher sehen.

Die Welt, sie ist.
Und du, du bist
ein kleiner Gast,
doch für die Welt eine große Last.
So zieht sie stetig ihre Bahn,
viel können wir von ihr erfahren.
Wir müssen von ihr lernen,
sonst werden wir uns selbst entfernen.

Wir sind bei ihrem Flug durchs All.
Nur Gast, sonst nichts,
doch das auf jeden Fall.

März 1997 

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057 Traum oder Wahrheit

Du träumst von einer neuen Welt,
eine Welt, in der es nicht auf Luxus ankommt.
Wo nicht das Geld der Mittelpunkt ist.
Nicht nur du träumst davon,
da sind noch viele andere Menschen wie du.
Wir sind doch geprägt von zwei Seiten des Lebens.
Entweder Luxus oder Armut.
In Geldsegen oder Geldmangel.
Alle laufen ihm hinterher, dem Geld.
Du träumst von einer anderen Welt.
Eine Welt, in der es auf den Menschen ankommt.
Wie viele träumen wohl von solch einer Welt?
Gewalt bestimmt unseren Alltag.
Mord und Katastrophen wollen wir sehen.
Niemand will wissen, wenn du glücklich bist.
Jeder will die Gräueltaten detailliert sehen.
Verrückte Welt!
Du träumst von einer unerreichbaren Welt.
Für dich wird sie nur in den Träumen greifbar.
Niemand sagt dir, wie du dort hingelangen kannst.
Doch wären wir Menschen in dieser Welt glücklich?
Die Welt kann man von heut’ auf morgen ändern.
Ein neuer Herrscher oder Führer
und alles wandelt sich im Fluge.
Außer!!
Der Mensch, er ändert sich nicht, er passt sich an,
er selbst ist das Problem in deinem Traum.
Er legt sich immer neue Steine in den Weg,
er kann nicht über seinen Schatten springen.
Menschen sind doch erbärmliche Kreaturen.
Du träumst, und dabei wird es bleiben.
Fliehst in deine Welt, bist hier oder dort.
Erträgst das Jetzt und lebst doch nur vom Traum.
Bist mitten in jener Welt, spielst deine Rolle hier perfekt.
Schauspiel der Sinne!
Weißt nicht, wo du hingehörst.
Traum und Realität vermischen sich.
Alles wird Wahrheit.
Ein Leben zwischen hier und da.
So lässt es sich aushalten,
denkst du und träumst dabei und lebst und ...
Vielleicht treffen wir uns hier oder da!

25. September 1997

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058 Über die Frauen


Es gibt die Frauen,
die nach den Männern schauen,
welche Geld und Wohlstand leben.
Sie bei denselben bleiben
oder prompt den Rücken zeigen.
Schnell das Leben Dinge ändert,
Liebe, was ist das?

Es gibt wunderschöne Frauen,
die mit sanften Augen schauen,
wollen sich nie falsch entscheiden,
den Mann gut ausgewählt.
Denken viel und zögern oft lange,
sind sehr stolz, dabei auch bange,
Liebe, ist sie das?

Es gibt die gebrochenen Frauen,
die zwar schauen, sich nicht trauen.
Die geraten an die Männer,
die fordern, Frau sei Untertan,
sie sich völlig unterwerfen,
besiegeln somit ihr Verderben.
Liebe, nie gehört?

Es gibt viele Frauen,
die auch nach den Männern schauen.
Jede hat so ihre Masche,
spielt den Mann schnell in die Tasche.
Frauen lieben, Frauen hassen.
Frauen Männer zappeln lassen.
Doch, wenn sie dich wirklich stark begehren,
kannst du dich kaum wehren.
Frauen sind so wunderschön,
wenn sie sehen, gehen, stehen.
Eine Frau, die muss Mann haben,
sind sie auch manchmal eine süße Last,
wer sie nicht liebt, hat das Leben verpasst.

September 1997

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059 Der Pups


Ein Pups, der grade erst entwich,
sich heimlich aus der Hose schlich,
macht sich auf den Weg zur Nase,
das machen ja wohl alle Gase.

Dort sorgt er für ein Stirnerunzeln
oder für ein zartes Schmunzeln.
Hast du? War ich?
Ich weiß es nicht.

Wo dieser kleine Pups entwich.
Indessen schwebt er zum Nachbartisch,
überdeckt den Duft vom Mittagsfisch.
Der Gast den Ober heranwinkt
und sagt, dass ihn der Fisch anstinkt.

Der Pups freut sich, wenn Leute irren,
und will zum nächsten Tisch entschwirren,
da fängt der Kellner an zu lüften,
begegnen will er allen Düften,
die hier in seinem noblen Laden
nun wirklich nichts zu suchen haben.

Der Pups, er wird vom Sog zerrissen
und so aus dem Lokal geschmissen.
Es kommt ihm die Erkenntnis jetzt,
wenn man aufs falsche Deo setzt
und etwas modrig muffig duftet,
dann wird man einfach weggelüftet.

Das Fenster grade erst verschlossen,
da kam der nächste angeschossen.

Hat man Probleme dieser Art,
und ist dies mit ‘nem Date gepaart,
dann muss man auf Verständnis hoffen,
denn jeden hat’s schon mal getroffen.

1997

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060 Das Leben in Abschnitten

Mit 2 da hast du keinen Glauben,
du testest, was kannst du erlauben
dir auf der Erde, doch nützt nix,
wenn du mit Schreien und Strampeln trickst.

Mit 6 bekommst du langsam Formen,
du passt in anerkannte Normen,
bist nett und hilfsbereit sogar,
bestaunst die Welt, Mama, Papa.

Mit 10 da wirst du langsam ruppig,
trumpfst schon mal auf, entpuppst dich,
sagst deine Meinung, was du denkst,
den Eltern du noch Freude schenkst.

Mit 15 ist es dann zu spät,
die Welt nun auf dem Kopfe steht,
mit jedem legst du dich schnell an,
was mir denn schon passieren kann.

Mit 20 siehst du langsam ein,
du kannst nicht immer Sieger sein.
du siehst, die Welt ist ungerecht,
dagegen kämpfen ist nicht schlecht.

Mit 30 hast du eingesehen,
das Leben ist nicht immer schön.
du hast sich an den Trott gewöhnt,
den früher du hast noch so verhöhnt.

Mit 40 ist dein Schicksal dann besiegelt,
du bist schon lang nicht mehr beflügelt,
entweder hast du es geschafft,
wenn nicht, dann fehlt dir jetzt die Kraft.

Mit 50 schaust du dann zurück,
mit Freud und Leid zum Lebensstück,
was wollen die, die jungschen Gören,
die sollen lieber auf dich hören.

Mit 60 ist das Ziel erreicht,
das Warten Euphorie jetzt weicht,
die letzten Jahre zur Rente hetzen
und dann zur wohlverdienten Ruhe setzen.

Mit 70 bist nur glücklich du, hört einer dir mal wieder zu,
du fühlst dich jung, gehst viel auf Reisen,
merkst doch, du gehörst zum alten Eisen.

Mit 80 bist du nur noch Gast,
du meinst, du fällst der Welt zur Last,
bist glücklich nur, wenn es sie gibt,
eine Familie, die dich liebt.

Das Leben ist eine lange Tour,
über Berg und Tal, Stock und Stein.
Glücklich bist du wirklich nur,
musst du auf deinem Weg nicht alleine sein.

Drum gib ab von Glück und Pech
und nimm es auch entgegen,
nur so kannst du es auch bekommen!
ein wirklich lebenswertes Leben.

April 1997

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061 Einen Yeti beobachtet

Der Yeti Gustav stapft durch das Geröll,
sehr langsam, gar nicht schnell.
Seit vielen Stunden
hat er die Baumgrenze überwunden.
Die Menschen waren ihm auf der Spur,
ihm blieb die Flucht nach oben nur.
Der Yeti setzt sich erst mal nieder,
vom Anstieg schmerzen ihm die Glieder.
Er verzieht sein Felsgesicht
und hofft, dass die Verfolger nicht
noch an seinen Fersen kleben,
die haben doch wohl aufgegeben.
Sie zu bestärken in der Tat,
warf er ‘nen Fels den Berg hinab.
Einen Paparazzo hat’ s erschlagen,
was soll man dazu denn noch sagen.
Der Yeti setzt seinen Weg nun fort
zu seinem Haus am Himmelspfort.
Dort im gepflegten Yeti-Garten
wird Yeti-Elli lang schon warten.
Die Sonne scheint, das Wetter warm,
die Yeti-Elli hält im Arm
den Yetinachwuchssprössling Kurt,
der noch ganz klein und ganz lieb schnurrt.
Der Yeti-Gustav küsst die zwei,
was ist auch Schlechtes schon dabei.
Die Yeti-Elli schreit: „Verflucht,
du hast schon wieder Mundgeruch.“
Der Yeti denkt: „Du blöde Yeti-Kuh“
und schnappt den Sprössling sich im Nu.
Die Yeti-Frau schreit wild ihm nach,
ja, das ist Yeti-Ehekrach.
Nach ein paar Stunden wieder zurück
erblüht von neu das Yeti-Eheglück.
Und wenn sie nicht gestorben sind,
machen sie das nächste Yeti-Kind.

1997

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062 Vom Falter Walter

In einer Kneipe, da fliegt Walter,
er ist vom Licht verwirrt,
als fetter Mottenfalter,
er durch das Leben irrt.

So fliegt er rüber zum Lampenschirm,
dann gibt es einen kurzen Knall.
Er stürzt hinab in steilem Fluge,
mittenrein in die Suppe, im freien Fall.

Die Landung ist ihm gut gelungen,
doch ehe er sich versieht.
Wird er vom Gast just verschlungen,
noch schlimmer, was danach geschieht.

Schon fängt der Gast an zu würgen,
der Falter zappelt kräftig,
denn dieser will nicht so früh sterben,
der Gast übergibt sich heftig.

Der Falter den Schock gerade überwunden,
beginnt sich wieder aufzurappeln,
setzt zum Fluge an, doch nach zwei Runden
sieht man ihn im Bierglas zappeln.

Der Gast, der immer noch benommen,
greift zu demselben Glase,
vom Falter gar nichts mitbekommen,
großer Schluck, er rümpft die Nase.

Der Falter wird hinabgerissen,
der Gast schreit: „Mir geht’ s bescheiden!“
Vom Klo die Türe aufgerissen,
nun müssen beide leiden.

Das Tier so durch den Abfluss gluckert,
der Sog reißt es hinfort.
Der Gast gereizt, der Magen muckert,
entnervt verlässt er jenen Ort.

1999

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063 Ein Brief


Ein Brief hat viele einzelne Worte,
einen Brief, den muss man richtig lesen,
einen Brief liest man an stillem Orte,
ein Brief, der ist ein stummes Wesen.

Er bringt viele Informationen,
er zeigt des Schreibers Handschrift und
er verrät, wo seine Absender wohnen,
er ist ein Rätsel nicht ohne Grund.

So kann ein Brief das Leben ändern,
so kann er Hochs und Tiefs verbreiten,
so kann er ehrlich sein, auch blenden.
So kann ein Brief mit andren Briefen streiten.

Der Brief, der ist mal Freund, mal Feind,
auf seinen Inhalt kommt es an,
der Leser lacht, er schreit, er weint,
was ein Brief alles so bewirken kann.

Vergilbt ist lang’ schon das Papier,
verursacht hat er das Nachher,
vergessen kann, wer will, glaubt er,
verdammt oder geliebt, nicht weniger, nicht mehr.

1997

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064 Weihnachten 1997

Die Plätzchen sind schon lang gebacken.
Die Geschenke eingekauft.
Das Konto ist gut überzogen,
weil jeder viel zu viel zum Feste braucht.

Der Wahnsinn packt uns jedes Jahr
in der schönen Weihnachtszeit,
die Kinder sagen wunderbar,
der Adventskalender leer, dann ist es bald so weit.

Wird es weiß oder nur grau,
des Bürgers große Frage,
wer weiß das schon genau,
Petrus ist zu allem in der Lage.

Die Zeit vergeht, der Tag ist ran,
die Kinder sind schon aufgeregt,
wann kommt er denn der Weihnachtsmann,
sie sind zum Feiern aufgelegt.

Da klopft es und er kommt herein
mit seinen tollen Gaben.
Von allem was, das ist ja fein,
alle singen und danken dem alten Knaben.

Dann ist er weg, das Chaos groß,
Müll über Müll liegt weit verstreut.
Warum das nur, was soll das bloß?
Die Industrie sich sicher freut.

Es ist vorbei, die Kinder spielen.
Sie sind vergnügt und froh.
Da sind auch wir zufrieden.
Und das bleibt hoffentlich immer so.

1997

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065 Schaut da kommt der Weihnachtsmann

Hallo, du hochgewachsener Recke,
du weihnachtlicher Gast.
Schütt schnell auf unsere Weihnachtsdecke
des Sackes ganze Last.

Hallo, du Freudenspender,
wirst lang schon hier erwartet,
du lustiger Rotgewander,
du Glück bringst, du nie schadest.

Hallo, du alter Knabe,
du weißbärtiger Gigant,
bringst Freude, Spaß und Gnade,
in Dorf, Stadt und aufs Land.

Hallo, du Rutenträger,
jetzt ziehst du wieder weiter,
gehst rastlos deines Weges
und bist dabei so heiter.

Tschüss, du buckliger Gesell,
gib uns noch deine E-Mail Nummer.
Dann schicken wir den Wunschzettel im nächsten Jahr
per Computer und du hast weniger Kummer.

Tschüss, und wir haben die Versprechen,
die hoch und heilig abgegeben,
morgen längst wieder vergessen,
so ist nun mal das Leben.

Tschüss, du Weihnachtsmann,
verschwind schnell durch den Garten.
Nächstes Jahr klopf bitte wieder an,
ehrlich, wir werden auf dich warten.

1997

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066 Das Froschabendteuer

Der kleine Frosch Plitsch-Platsch,
er fühlt sich wohl am See, im Matsch.
Er lebt mit Froschfrau Gabriele,
einer ganz besond’ren Seele.

Sie planschen gern, dann völlig matt,
schlummern sie auf einem Blatt.
Sie fangen Mücken, fressen Fliegen,
die sind am Wasser gut zu kriegen.
Eines schönen Tages kam zum See
der Storch René.

Er sagt: „Hallo, du grüner Feiner,
bist du ein Frosch, mein Kleiner?“
Der Frosch gewitzt sagt: „Leider nein,
ich bin ein altes Stachelschwein!“
Der Storch, der rollt mit seinen Augen.
„Das ist ja wirklich kaum zu glauben,
die Viecher sind zu zäh zum Fressen,
kann ich vergessen!“

Da kommt ihm der Gedankenblitz:
Das Vieh, das blufft, macht nur ‘nen Witz.
Der Frosch, der kann Gedanken lesen,
taucht ab ganz schnell, ist besser,
das wär er wirklich fast gewesen,
Opfer dieses Frösche-Fressers.

Der Storch hat viel zu spät erkannt,
dass das Fröschlein ihm ‘nen Bär’n aufband.

März 1998

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067 Schlecht, Schön, Alles und Überhaupt

Alles schlecht

Schlecht, morgens in der Frühe aufzusteh’n,
mit Pkw im Stau zu steh’n,
ständig seinem Job nachgeh’n.
Rasen ist auch noch zu mäh’n,
noch zu ‘nem Geburtstag geh’n,
Elend in den Straßen seh’n,
Kartoffeln für die Sippe schäl’n,
sich mit ‘ner Diät zu quä’ln.

Nicht alles

Schön morgens Zeit zu haben,
immer einen vollen Magen,
liebe Menschen um sich haben,
mal nach einem Schatz zu graben,
sich am Meer zu laben.
Hoffnung haben, nicht verzagen,
vielleicht noch einen tollen Wagen,
Gesundheit haben.

Fazit

Alles SUPER kann’s nicht geben.
Allem nachzustreben, hartes Leben.
Alles SCHLECHT wär’ eben
Alles SUPER auszugeben.

Immer am Ball bleiben.
Aber bitte nicht übertreiben.

Danke

Juli 1998

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068 Das Leben

Was sind wir Menschen doch für tolle Typen. Sind einfach so aus dem Urwald getappt, mitten rein in das neue Leben. Ein Leben voller Höhen und Tiefen. Je höher desto schöner, je tiefer desto schlimmer. Dieses Leben haben wir gewählt, weil es uns im Urwald zu langweilig wurde.

Da gab’s keine Spiele, wie wir sie kennen.
Da gab’s keine Waffen, wie wir sie lieben.
Da gab’s keine Vergnügungen, wie wir sie schätzen.
Da gab’s keine lukullischen Genüsse, wie wir sie nicht missen möchten.

Doch da gab es schon Zank und Streit,
das haben wir uns erhalten.
Doch da gab es schon all die schöne Natur,
die wir mit Hingabe zerstören.
Doch da gab es schon das Universum,
das uns in seinen Bann zieht.
Doch da gab es schon all die Naturgewalten,
die wir zu erobern suchen.

Was haben wir alles gelernt, seit wir diesen Schritt taten?
Was haben wir alles für Fehler gemacht,
weil wir nicht belehrbar sind?
Was haben wir alles zerstört,
seit wir diesen Weg einschlugen?
Was haben wir noch alles vor, um uns zu verbessern?

Gibt es ein Rezept für die Zukunft?
Gibt es eine Lösung für die Folgen unserer Fehler?
Gibt es das Leben, um zu leben?
Gibt es den Menschen in der Zukunft,
der alles richtig machen wird?

Viele Fragen und viele werden hinzukommen.
Aber das ist es:

DAS LEBEN !

1997

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069 Arbeitsalltag vor dem Fest


In Mitte gibt s ein Restaurant, das heißt Le Grand.
Da wirken Ober aller Art,
die einen dick, die anderen zart.
Sie beköstigen die Leute,
die Freier und die Hochzeitsbräute.
Als Erstes haben wir für sie,
‘nen Api, und danach Menü!
Viele schöne Leckereien
stopfen sie dann in sich rein.
Vor allem Enten:
und an der Karkasse dann
hängen alle Kellner dran,
knabbern, pulen, schneiden ab,
was das Tierchen da noch hat.
Sind die Düfte dann verflogen
und die Gäste sind auch fort,
werden die Jacken ausgezogen,
verändert sich das Outfit dort,
wo es anders stehen muss,
für den nächsten Gästefluss.
Heimwärts geht’s mit Taxi oder eigenem Wagen,
denn nachts mit der BVG.
„Lieber nicht“, sonst verlierst du Kopf und Kragen!

1992 habe ich dort gearbeitet.

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070 Immer wieder Krieg

Bomben fallen, Schüsse krachen,
Sirenen heulen, Menschen schreien.
Im Jahr 2000 solche Sachen
muss das sein?

Kettenrasseln, Panzer rollen,
Soldaten aufmarschieren,
Menschen weg, einfach verschollen,
muss das heute noch passieren?

Mörder kommen Menschen quälen,
der Krieg ist viel zu nah.
Wenn die Alten so erzählen,
Angst, er ist bald da.

Krieg! Die Menschen ihn nicht wollen.
Das ist aber nicht gefragt.
Die Industrie bringt ihn zum Rollen.
Die Industrie hat JA zum Krieg gesagt.

Politiker, die sülzen rum:
Ja, der Krieg, der ist schon wichtig,
verkaufen sie uns nur für dumm,
die ticken wohl nicht richtig.

Es ist egal, wen man gewählt.
Wenn die Industrie sagt, wir brauchen den Krieg,
dann wird auch wieder reichlich Geld gezählt.
Drum auf zum großen Sieg.

Krieg führen ist heute nicht mehr schwer,
die Heerführer schalten den Computer an.
Vom Sterben merkt man da nichts mehr.
Das ist super sauber, man.

Ist das Match dann durchgespielt,
gehen die Rechner aus.
Die Bombenwerfer zeigen sich als Retter der Nation.
Die Vertriebenen dürfen wieder nach Haus.

Gönnerhaftes Machtgetue, alles nur zum Schein,
Rettungshelfer aus der Not.
Die Opfer werden wieder Opfer sein.
Die Kriegstreiber könnten nichts verdienen, wären die Betroffenen alle tot.

Des einen Freud, des anderen Leid.
Der Krieg hat heut ein neues Kleid.
Doch eins bleibt wie zu jeder Zeit.
Macht und Geld werden stets verteilt.

Herbst 1999

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071 Lebensfilm

Geseh’n das Ziel, im Traum erkannt.
Geseh’n den Wert, der schon entstand,
obwohl erreicht noch lange nicht.
Hier die Zukunft spricht.

Getan die Taten, die erlauben,
das Sein wird aus dem puren Glauben,
obwohl, es ist schon manchmal müßig,
für dieses Ziel, da eben büß ich.

Erreicht das Ziel mit vielen Qualen.
Erreicht durch Taten und bezahlen,
obwohl geschafft, den Traum erfüllt,
Genugtuung nicht überquillt.

Denn ist die eine Zeit verstrichen,
ist diesem Ziel ein neues gewichen,
obwohl erreicht, noch lange nicht,
weil wieder mal die Zukunft spricht.

Gestresst, der Mensch von Ziel zu Ziel.
Gestresst, es ist ihm eigentlich zu viel,
doch in ihm stets der Motor brummt,
kann gar nichts tun, geht’ s immer rund.

Sein Ziel er so niemals erreicht,
weil eines just dem anderen weicht.
Legt er sich wirklich echt zur Ruh,
dann schlägt er sein Kapitel zu.

Nur gäbe es nicht stets neue Ziele,
der Mensch in Lethargie verfiele,
hätt’ keinen Sinn sein ganzes Leben,
drum muss es Träume, Ziele geben.

Es fließt doch nur der Lebenssaft,
wenn es das Leben zum Sinne schafft,
den Körper in den Schwung zu bringen,
so lange bis die Englein singen.

So setzt der Mensch sein letztes Ziel,
ist tapfer, mutig, erreicht’s mit Stil.
Und dann mit glücklichem Gesicht
verlässt die Welt, geht fort ins Licht.

Ist dann die Welt wieder bereit,
durchdringt er Raum, das Licht, die Zeit.
Kommt wieder, bekommt neue Ziele,
auf das er in den Trott verfiele.

So hat der Kreislauf ihn erwischt,
von Neuem wird es aufgetischt,
des Lebens Zukunftsabenteuer,
ein neues Kleid, die alte Leier.

09. Mai 1998

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Mobirise